Dienstag, März 19, 2024

Astrofotografie – Nur nicht aufgeben

Aus Mangel an klarem Wetter hier im Ruhrgebiet und dadurch wirklich für den Anwender und Spechtler fehlenden praktischen Themen, habe ich mich entschlossen dadurch diesen Monat denen Mut zu machen, die versuchen Ihre astronomischen Exkursionen am Himmel fotografisch festzuhalten.

Als ich vor etwa zwei Jahren anfing ein wenig durch mein Teleskop zu knipsen, waren die Ergebnisse mehr als nur frustrierend. Es gibt wohl meiner Meinung nach kein anspruchsvolleres Thema als die Astrofotografie. Sei es was das Equipment, die fotografische Ausrüstung oder die anschließende Bildbearbeitung betrifft. Jedes ist ein Thema für sich und bedeutet einen großen Aufwand an Zeit, Ausstattung und natürlich Geld.

Meine Ausrüstung ist ein 5-Zoll Meade-Refraktor, ein ED80/600 Refraktor, eine Celestronmontierung und eine handelsübliche DSLR-Kamera (Nikon D50). Wenn auch nicht als minderwertig zu betrachten, so ist es doch eher im unteren Preissegment anzusiedeln. Die festinstallierten Montierungen, APO’s und CCD-Kameras (z.B.: SBIG usw.) sind für „Normalos“ wie uns unrealistisch und unerschwinglich. Dazu kommt noch der unglückliche Standort, nämlich das Ruhrgebiet. Daher sind Astroaufnahmen, in der Qualität, wie man sie in unzähligen Foren und Webseiten von engagierten Hobbyastronomen sieht, eher Illusion. Aber es ist möglich Aufnahmen hinzubekommen, die ausreichen (in einer stillen Ecke seiner Astronomiekammer) an die Wand zu pinnen und ein bisschen darauf stolz zu sein.

Jetzt folgt kein Artikel, wie man gute Astroaufnahmen hinbekommt, sie stackt oder bearbeitet. Das überlasse ich lieber Jemanden der Ahnung davon hat. Vielmehr will ich anhand von M42 zeigen, was sich bei mir in den letzten zwei Jahren an Entwicklung getan hat. Wie Aufnahmen des gleichen Objekts durch Erfahrung, Erkenntnisse und Ausdauer an Qualität gewonnen haben.

Meine ersten Aufnahmen waren eher mit Frust verbunden. Die Scharfstellung von Bildern ist ein ewiger Kampf mit Kamera und Auszug des Teleskopes. Die Bildbearbeitung kann einem dazu in den Wahnsinn treiben. Ich kann mich sehr gut an die ersten Schritte erinnern, ein aufgenommenes Bild in eine ansprechende Form mit einer Bildbearbeitungssoftware zu bringen. Von dem Stacken mehrerer Bilder ganz zu schweigen. Das hat sich bis heute noch nicht geändert. Die Astrofotografie ist, wie die Hobbyastronomie im allgemeinen, ein zeitaufwändiges Hobby. Kurzfristige Erfolge sind in der Regel eher selten. Es ist eben ein Hobby, welches einem ein ganzes Leben begleiten kann. Man sollte sich nie mit anderen im Wettkampf messen, sondern sich auch den eigenen kleinen Fortschritten erfreuen.

Im Jahr 2006 machte ich meine erste Aufnahme vom Orionneben (M 42):

Aufgenommen mit der Nikon D50 und durch das ED80/600. Zwar ist der Orionnebel zu erkennen, aber nicht wirklich richtig gut. Leider weiß ich die Aufnahmedaten nicht mehr. Ich glaube mich aber erinnern zu können, das es eine 30 sec Aufnahme war. Ohne große Nachführung noch (das Einordnen der Montierung beherrschte ich damals überhaupt noch nicht) und mehrere Aufnahmen übereinander legen war damals ein Buch mit sieben Siegeln (irgendwie heute auch noch). Aufgenommen ist es bei mir im Garten im Januar 2006 (einem damals noch kalten Januar). Auf Grund der hohen Lichtverschmutzung bei mir (mein Arbeitgeber sei gegrüßt), ein wenig nachbearbeitet und der Hintergrund abgedunkelt.

Mit anderen Worten eigentlich ein Bild, welches man eher beschämend in einem Verzeichnis auf der Festplatte versteckt. Warum eigentlich? Der Nebel ist zu erkennen und beim „Running man“ kann man zumindest erahnen, wo er bei professionellen Aufnahmen auftauchen müsste. Das Trapez (eine Sternenansammlung im Orionnebel selbst), ist auch mit guten Willen zu finden (das ist übrigens bei späteren Aufnahmen immer überbelichtet). Die erste Deep-Sky-Aufnahme ist immer etwas besonderes. Vor zwei Jahren habe ich mich dafür geschämt, heute sehe ich sie mit anderen Augen.

Was folgte war der Kampf mit der Kamera, mit dem Teleskop, der Nachführung und der Bildbearbeitung. Ich war mehrmals kurz davor aufzugeben und alles hinzuwerfen, weil ich es nicht schaffte Aufnahmen hinzubekommen, die ich doch dem Partner, Kindern und Freunden zeigen wollte. Man will ja schließlich gelobt und bewundert werden. Alles Mumpitz!

Mitte des Jahres (so glaube ich) lernte ich dann durch das Internet den Christian (NGC1981) kennen. Zwar ist der Altersunterschied beträchtlich, aber so ein Hobby verbindet :-). Christian konnte mir zwar nicht weiterhelfen, aber ab und zu ein paar tröstende Worte anbringen, die mich erst einmal davor bewahrten mein Equipment aus dem Fenster zu werfen. Es macht mehr Spaß, wenn man mit mehreren das Hobby ausführt. Man kann sich austauschen, gemeinsam was unternehmen, Spechteln und sich gegenseitig aufrichten. Siehe unsere Beobachtunsgberichte.

2007 dann wagte ich es dann zum zweiten Male dem Orionnebel zu Leibe zu rücken. Immer noch die gleiche Ausrüstung, aber eben mit einem Jahr an Erfahrung (und Frust) reicher:

Aha. Mehr Sterne, der Nebel selbst ist als solcher zu erkennen und man sieht sofort das es M 42 sein muss. Was nicht stimmt ist hier die Schärfe und die schlechte Nachführung. Vom ausgebrannten Kern ganz zu schweigen. Die Montierung war damals fürchterlich ausgerichtet. Die Aufnahme besteht aus mehreren einzelnen Belichtungen aus jeweils 2 Minuten. Am Rand kann man erkennen wie die Sterne verschwimmen. Der zweite Versuch war da schon besser:

Immer noch aus dem Garten heraus. Zwar nur unwesentlich schärfer und die hellen Sterne sind seltsam aufgebläht, aber dafür ist der Nebel und seine Ausläufer besser zu erkennen (die unterschiedlichen Schattierungen und Ecken im Bild kommen durch das „Übereinanderlegen“ der einzelnen Bilder, zwischendurch mußte ich die Montierung mal schwenken). Wahrscheinlich könnte ich heute durch besseres Stacken der Einzelbilder und die anschließende Bearbeitung des Gesatmbildes ein wesentlich besseres Ergebnis erziehlen, aber das ist nicht der Sinn dieses Artikels. Schließlich soll aufgezeigt werden, wie die Entwicklung im Laufe der Zeit vorangekommen ist. Das ist meine Zeit, in der ich mit der Bildbearbeitung harderte. Mir war es ein Rätsel wie andere aus Ihren, im Rohformat kaum erkennbare Aufnahmen, durch Bearbeitung anschließend ein „Pretty-Picture“ bastelten. Ich kann es heute immer noch nicht.

Nun zu diesem Jahr. 2008. Auch diesmal wartete ich darauf endlich M42 fotografisch zu jagen (das wird bestimmt noch ein Lebensthema):

Was hat sich verändert? Die obige Aufnahme aus 2008 ist nicht mit dem ED80 gemacht worden, sondern mit dem ED100 (ich war zu faul umzubauen). Der Unterschied ist aber nicht unbedingt ausschlaggebend. Der ED100 sammelt zwar mehr Licht, ist aber ein f/9 im Unterschied zum ED80 der ein f/7 ist. Ich würde eher behaupten mit dem ED80 wäre die Aufnahme noch besser geworden. Was tadellos funktioniert hat, ist die Nachführung (es ist ein Vorteil, wenn man sich die Mühe macht und die Anleitung der Montierung liest und auch wirklich danach arbeitet). Das Bild besteht aus einer Aufnahme mit einer Belichtungszeit von 3 Minuten (ISO800). Der Sprung in der Qualität kommt durch die Verwendung eines UHC-Filters. Da macht selbst die Lichtverschmutzung in Oberhausen nicht mehr viel aus (gerechterweise muss aber gesagt werden, das sich das nur auf Nebel bezieht). Die Bildbearbeitung war nicht schwer, den Himmelhintergrund abdunkeln, die Mitten etwas anheben und ein kleines bisschen Weichzeichnen, das wars schon).

Eine weitere Aufnahme aber diesmal aus dem Jahr 2012 und einige Erfahrungen reicher:

Dieser kleine Artikel sollte Mut machen, nicht aufzugeben. Die Bilder sind nicht zu vergleichen mit denen, die man in vielen Foren findet. Für alle die jetzt über die einfachen Aufnahmen schmunzeln, kann ich nur sagen, ich kann damit leben. Ich bin selber gespannt wie es einigen Jahren bei mir aussieht.

Ich hoffe es hat einigen Mut gemacht, vielleicht den Anreiz gegeben selber eigene Bilder zu machen, oder einfach nur ein bißchen Freude gemacht beim lesen. That’s it.

 

 

Letzte Beiträge

Related articles

.tdi_46 .td-module-title a { color: #ffa301;}